Vom technischen Sommerbergbahn-Betriebsleiter Rafael Lopez war alles gut organisiert.
„Das ist ja Wahnsinn, was die da auffahren!“, meinte Günter Voigt aus Freiburg.
Hans Schabert / Bad Wildbad
Nicht in Oberstdorf oder Berchtesgaden trafen sich über 40 Fachleute zum „Seilseminar“ des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), sondern gerade anderthalb Jahre nach dem ersten erneut in Bad Wildbad im Forum König-Karls-Bad (FKKB). Wieder war die Bäderstadt sogar für aus der Schweiz und Österreich angereiste Gäste der Tagungsort. Dabei spielt wohl mit, dass der technische Betriebsleiter der Sommerbergbahn, Rafael Lopez, in der Branche bekannt und gut vernetzt ist. Die einen kennen ihn als Vorsitzenden des Prüfungsgremiums für Bergbahn-Fachkräfte an der IHK Dresden, die diesem gegenüber – so die Homepage – „ihre Kompetenz bei der betrieblichen Anwendung einschließlich rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Aspekte unter Beweis zu stellen“ haben. Andere kennen den Experten als Mitglied des DIN-Normausschusses auf dem Spezialgebiet.
Spricht man mit dem auf dem Wildbader Hausberg heimischen Lopez über sein Aufgabenfeld, ist spürbar, dass er mit Herz und Seele sowie viel Fachkenntnis für „seine“ Sommerbergbahn wirkt. Wenn dann so ein Seminar stattfindet, dann ist er der Dreh- und Angelpunkt für die Organisation. Dankbar vermerkt er, dass ihn dabei seine sechs Mitarbeiter unterstützen, und nicht nur sie: Ehrenamtlich einspannen ließen sich auch seine Frau Katharina und Tochter Mailin, die als Zeichen des Dankes unter dem Beifall der Gäste und in Gegenwart von Bürgermeister-Stellvertreter Jochen-Thilo Reinhardt einen Blumenstrauß entgegennehmen durften. Reinhardt eröffnete die Veranstaltung und hieß die Seminarteilnehmer sowie zwölf Fachfirmen der Branche namens der Stadt willkommen.
In einem Grußwort unterstrich Regierungsdirektor Clemens Fischer für die Aufsichtsbehörde, die ihren Sitz in der Landesbergdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg hat: „Seilbahnen sind für uns im Land etwas ganz Wichtiges.“ Zum einen dienten sie dem Tourismus, zum anderen seien sie auch eine Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Es gebe durchaus schon vollautomatische Bahnen und es sei KI (künstliche Intelligenz) im Einsatz. Aber unverändert wichtig bleibe der Faktor Mensch, um ein hohes Sicherheitsmoment zu erhalten. Deshalb sei ein solches Seminar als Angebot an die Fachkräfte zu begrüßen. Nahezu 20 Kurzvorträge zu Themen von Prüfungsart und Intervall für unterschiedlichste technische Einrichtungen oder Digitalisierung in der Seilbahntechnik, über die Kameraüberwachung und Seil-Inspektion bis hin zum Brandschutz bildeten ein breites Spektrum.
Für mehrere Teilnehmer-Gruppen führte auf dem Sommerberg die Bosch Sicherheitssysteme GmbH ein Brand-Erkennungssystem vor, das auf Algorithmen basiert. Bei einem Algorithmus handelt es sich um ein effektives und schnelles Verfahren, das mit KI computergestützt nach Schema Aufgaben löst. Ob Tag oder Nacht wird ein Brand an züngelnder Flamme oder Rauch mittels spezieller Videokamera erkannt und löst Alarm aus. Dies kann bei der Feuerwehr, über eine örtliche Brandmeldeanlage oder die Bosch-Leitstelle sein und zusätzlich durch aufs Handy zu leitendem Alarmsignal sowie Videobild geschehen. Ein kleines Probefeuer auf dem Sommerberg war vom System innerhalb weniger Sekunden erkannt.
Drei solche speziellen Video-Kameras zur Branderkennung deckten zur Demonstration den Bereich der Sommerbergbahn ab. „Sie werden belassen“, freut sich Rafael Lopez, denn sie kosten nichts und wären in der Anschaffung einen fünfstelligen Euro-Betrag wert.
Auch andere Gefahrenlagen will der noch um Pilotkunden werbende Entwickler früh erkennbar machen, unterstreicht Robert Radeike aus Bad Liebenzell-Monakam vom Bosch-Produktmanagement Safety. Mit auf Gasanalyse ausgerichteten Detektoren – je nach Situation einer auf einen Hektar bis Quadratkilometer – werden Waldbrände im Frühstadium erkennbar. Die Meldung nimmt ähnliche Analyse- und Alarmierungswege, wie das Kamerasystem. Wie bei diesem können Drohnen mit Reichweiten von 30 bis zu 250 Kilometern und einer Fortbewegung mit bis zu 250 Stundenkilometern die Aufklärung mit hochempfindlichen Kameras ergänzen und der Feuerwehr schon bei der Abfahrt den Brandherd lokalisieren.
Günter Voigt, ein Kollege von Lopez von der Freiburger Schauinslandbahn war sicher am Ende noch überzeugter von dem, was er aufgrund der Ausstellung von Fachfirmen und anhand des Programms schon zu Beginn des Seminars feststellte: „Das ist ja Wahnsinn, was die da auffahren!“